Telefonie- statt Radwechsel
Quelle: E. Geissmann

Telefonie- statt Radwechsel

Die Garage E. Geissmann aus Wohlen telefoniert seit wenigen Wochen über das Internet und nutzt dafür nach wie vor eine physische Lösung.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2016/04

     

Der Frühling ist da. Das bedeutet Hochbetrieb für Garagen, so auch für die Garage E. Geissman in Wohlen. Das 1937 gegründete Familienunternehmen ist Haupthändler der beiden Marken Ford und Ssang Yong und bietet einen kompletten Service rund um das Auto, vom Neuwagen- und Ocassionsverkauf, über eine fortschrittliche Werkstatt inklusive Tuning-Service, bis hin zu einem grossen Ersatzteillager. Zudem ist die Garage im Freiamt eines der wenigen zertifizierten Nutzfahrzeugcenter von Ford in der Schweiz.
Um ihren Kunden all diese Services zu ermöglichen, ist die Garage E. Geissmann mit ihren 21 Mitarbeitenden heute mehr denn je auf modernste Kommunikationsmittel und vor allem eine sehr zuverlässige IT angewiesen. «Wenn die IT einmal ausfallen sollte, dann hätten wir ein grösseres Problem. Dann würde nämlich der Laden still stehen», gibt Markus Geissmann, der den Betrieb in der bereits dritten Generation führt, ganz offen zu.
Dafür, dass dieses Worst-Case-Szenario nicht eintritt, sorgt seit mehr als zehn Jahren die Firma Thunderbyte Computer aus Wettswil. Deren Geschäftsführer, Philipp Bochsler, streicht vor allem die Wichtigkeit des Internets heraus: «Es ist die Hauptlebensader der Garage Geissmann.» Wenn das Internet tot ist, können Verkäufer nicht mehr offerieren, Werkstattmitarbeiter keine Teile mehr bestellen und auch die Diagnosetester funktionieren nicht mehr und Updates für Fahrzeuge müssen warten.

Keine Feuerwehrübung

Seit wenigen Wochen würde auch die Telefonie nicht mehr funktionieren, sollte es bei der Wohlener Garage zu einem Internetausfall kommen. Im vergangenen Sommer hat sich das Unternehmen nämlich für einen Wechsel der Telefonanlage entschieden und setzt nun auf die VoIP-Technologie.
«Dass jetzt auch noch die Telefonie über das bereits sehr wichtige Internet läuft, das hat mich zu Beginn schon beschäftigt», erklärt Markus Geissmann. Zudem hatte man eine klassische, sehr gut funktionierende Anlage von Ericsson in Betrieb. Die habe zwar bereits einige Jahre auf dem Buckel gehabt, hätte aber eigentlich noch nicht ersetzt werden müssen. Trotzdem entschied man sich dafür. Warum? Laut Geissmann stiegen die eingesetzten Endgeräte aufgrund ihres Alters nach und nach aus. Entscheidend sei dann aber die Meldung von Swisscom gewesen, dass 2017 Schluss mit ISDN und der analogen Telefonie sein soll.
«Wenn wir jetzt schon mit dem Gedanken spielen, etwas anzupassen, dann gehen wir die Sache doch gleich richtig und in Ruhe an», habe er sich dann gesagt, und gleichzeitig sei es so für einmal auch zu keiner Feuerwehrübung gekommen, meint Geissmann. Wie in vielen anderen KMU befasse man sich aus Zeit- und Kapazitätsgründen mit vielen nicht direkt geschäftsrelevanten Dingen meist erst, wenn es schon fast zu spät sei. Nun sei das auf einmal anders gewesen.
Schliesslich konnte Geissmann auch seinen Geschäftspartner aus der ebenfalls zum Familienunternehmen gehörenden Allmend Garage in Wohlen, die bereits vor ein paar Jahren auf eine VoIP-Lösung umgestiegen ist, davon überzeugen, den Schritt zu wagen.

Schnelleres Internet

Nachdem der Entscheid gefallen war, wurden verschiedene Offerten eingeholt. Das Rennen gemacht hat schliesslich der langjährige IT-Partner Thunderbyte Computer, der sich neben dem klassischen IT-Geschäft in den letzten Jahren auch auf Telekommunikationslösungen spezialisiert hat und unter anderem Partner des VoIP-Spezialisten Sipcall ist.
Da es nicht brannte, ging man das Projekt gemächlich an. So hatte man gemäss Thunderbyte-Geschäftsführer Bochsler beispielsweise genügend Zeit für alle Kündigungen der bestehenden Leitungen. Und zu kündigen gab es einiges, denn mit dem Entscheid für VoIP hat man sich auch gleich entschlossen, die bestehende Internetleitung zu ersetzen, die technologiebedingt maximal 4000/400 Kbit/s Down- und Upload lieferte.
Die letzte Meile und das Internet stammten bei der Garage Geissmann bis vor kurzem noch von Swisscom, die Geschäftstelefonie lief über Sunrise. Nun setzt man für die Telefonie auf den Provider Sipcall und für das Internet auf eine Business-Leitung von UPC Cablecom mit 50’000/ 5000 Kbit/s. Man ist nun also mehr als zehn Mal so schnell im Internet unterwegs als früher.

Umschalten ohne Unterbruch


Mitte Januar 2016 startete dann das eigentliche Projekt mit einem Voreinbau. Während einem Monat konnte die Garage Geissmann so die neue Telefonanlage testen, bevor sie definitiv in Betrieb genommen wurde. Für Markus Geissmann war es dabei vor allem wichtig herauszufinden, ob die Mitarbeiter mit den gewünschten neuen Endgeräten zurecht kommen. Vorher hatte jeder Mitarbeiter einen Fixapparat und ein Funktelefon, neu gibt es nur noch je ein Funktelefon. «Und natürlich habe ich auch die Gesprächsqualität geprüft, die absolut in Ordnung war», ergänzt der Garagist.
So war der Weg frei für die Umstellung von der alten auf die neue Telefonanlage. Diese erfolgte Mitte Februar, an einem normalen Werktag um 10 Uhr morgens, also im laufenden Betrieb, und funktionierte gemäss allen Beteiligten perfekt. «Auf einmal hat einfach der neue Apparat geklingelt, sonst haben die Mitarbeiter davon nichts mitbekommen», erinnert sich Markus Geissmann.
Erlaubt hat diesen reibungslosen Wechsel laut Philipp Bochsler eine Vorkonfiguration der Anlage. Zudem soll Sipcall im Gegensatz zu anderen Providern ein fliessendes Umschalten ohne Unterbruch überhaupt erst möglich machen: «Mittlerweile haben wir bereits über 200 solche Umschaltungen gemacht, auch von grösseren Firmen, überall ohne Probleme und ohne Unterbruch.»

Physisch statt virtuell

Die Garage E. Geissmann nutzt also noch eine physische Anlage und setzt nicht etwa auf die momentan vielgepriesene Virtual PBX aus dem Rechenzentrum eines Anbieters wie beispielsweise Sipcall. «Mit einer Virtual PBX kommt man schnell an den Anschlag, insbesondere wenn man spezielle Funktionen benötigt. Mit einer physischen Vorort-Lösung kann man viel mehr verwirklichen», erklärt Thunderbyte-Geschäftsführer Bochsler. Darum setzen er und sein Team heute bei Unternehmen ab bereits fünf bis acht Mitarbeitenden nach wie vor mehrheitlich auf diese Variante beziehungsweise eine kleine Appliance, die in die bestehende IT-Infrastruktur integriert wird, und auf der die Lösung Free PBX läuft.
«Gewisse Grundfunktionen lassen sich mit einer Virtual PBX abdecken. Die Frage ist dann, ob man auf zusätzliche Funktionen verzichten kann. Falls nicht, bleibt nur eine Lösung wie die von Thunderbyte», weiss Philipp Winet, Partnerbetreuer bei Sipcall. Bochsler ergänzt derweil, dass man mit einer physischen Vorort-Lösung ausserdem nicht abhängig von einem bestimmten Provider sei und auch den Traffic besser managen könne.

Preiswerte Endgeräte

Bei den Endgeräten setzt man bei der Garage Geissmann wie bereits erwähnt neu ausschliesslich auf Funktelefone. 15 Apparate von Gigaset sind im Umlauf, dazu kommt eine Zentrale des Herstellers Snom. Bei der Auswahl hat Markus Geissmann vor allem auf das Preis-Leistungs-Verhältnis geachtet. «Bei der Hälfte des Preises kann man das Gerät quasi einmal gratis ersetzen», rechnet er vor. Und gerade in der Werkstatt komme gerne mal ein Apparat unter die Räder und gehe kaputt. So ersetzt man ihn einfach. Ursprünglich hat man sich auch Gedanken über stossfeste Apparate gemacht, laut Geissmann kosten die aber ein Vermögen.
In der Werkstatt und im gesamten Dienstleistungsbereich ist das Telefon trotz E-Mail und Co. übrigens nicht wegzudenken. «Wenn während einem Service ein Defekt festgestellt wird, dann löst man das Problem am einfachsten per Telefon», erklärt Geissmann. Es funktioniere schon auch via E-Mail und im Händlersystem könne man sogar vermerken, wenn ein Kunde beispielsweise nur auf diesem Weg kontaktiert werden möchte. Aber mehr als 90 Prozent gehe heute immer noch über das Telefon, auch wenn die E-Mail-Kommunikation in den letzten Jahren gerade im Verkauf stark zugenommen haben soll.
Entsprechend war im Zusammenhang mit der VoIP-Umstellung auch die Sicherheit ein Thema. «Hier verlassen wir uns voll und ganz auf Thunderbyte Computer und dass das Unternehmen für die höchstmögliche Sicherheit sorgt», erklärt Geissmann. Zudem ergänzt er, dass man viel mehr Angst vor Angriffen via E-Mail hat, also vor dem Abhören von Gesprächen. Und sollte es einmal einen Ausfall geben, so greift man wie bis anhin auf das Handy als Backup zurück.

Flatrate wird geprüft

Unterdessen telefoniert die Garage Geissmann seit knapp zwei Monaten über das Internet und ist voll des Lobes. Nicht zuletzt freut man sich auch darüber, dass man damit die monatlichen Fixkosten optimieren konnte. Aktuell fährt man bereits günstiger als mit der alten Lösung und unter Umständen liegt ein noch besseres Resultat drin.
Sobald die Sipcall-Abrechnung für den Monat März, den ersten vollständigen Monat seit der Umschaltung, da ist, will man die Option einer Flatrate prüfen. Momentan nutzt man noch den Business-Anschluss ohne Flatrate. Markus Geissmann wird dies zusammen mit Philipp Bochsler tun. Das sei etwas, das er sehr schätze, also dass die persönliche Betreuung auch nach Abschluss des Projekts noch da sei. «Das ist nicht selbstverständlich.»
Für andere KMU, die noch eine traditionelle Telefonanlage betreiben, hat Geissmann derweil nur einen Tipp: Sie sollen sich bereits jetzt Gedanken über die Zukunft machen und nicht bis 2017 warten. So könne man die Sache ruhig angehen und genügend Vergleiche anstellen, um die für das eigene Unternehmen optimale Lösung zu finden. (mv)


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