Ein eigenes Netz für das ­Internet der Dinge
Quelle: Swisscom

Smart Home: Low Power Network

Ein eigenes Netz für das ­Internet der Dinge


Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2016/11

     

Die Entwicklung des Internet der Dinge (IoT) ist kaum mehr aufzuhalten und erobert immer mehr unseren Alltag. Egal ob mit Fitnessarmbändern, smarten Wetterstationen oder IP-Kameras, so ziemlich jeder Schweizer ist inzwischen bewusst oder unbewusst mit irgendwelchen IoT-Technologien in Kontakt gekommen. Konzeptionell ist dies zwar nichts Neues, denn Geräte werden schon seit einigen Jahren vernetzt. Etwas neuer ist hingegen die Tatsache, dass dies über eine einheitliche IP-Basis, drahtlos und nicht zuletzt auch immer energieeffizienter geschieht. Möglich ist dies dank einem spezifischen Low-Power-Netzwerk, welches extra für M2M-/IoT-Anwendungen mit limitierter Bandbreite reserviert ist. Das Low Power Network ist ein komplementäres Netzwerk, das auf dem offenen Long Range Wide Area Network – kurz Lora-Industriestandard – basiert, welches für die sichere bidirektionale Kommunikation im Internet der Dinge entwickelt wurde. Es wurde speziell für IoT-Anwendungen geschaffen, die kleine Datenmengen versenden. Die daraus resultierenden Vorteile ermöglichen eine Fülle an M2M-Netzwerken und digitalen Anwendungen für den Massenmarkt. So bildet das Low Power Network auch eine Grundlage für Smart Cities oder energieeffiziente Gebäude. Die Reichweite der Lora-Antennen beträgt je nach Topografie bis zu 15 Kilometer.

Das Low Power Network kommt bei IoT-Anwendungen mit autonomen Geräten zum Einsatz, die nur geringe Datenmengen versenden. Solche Geräte benötigen normalerweise wenig Energie und kommen oft ohne externe Stromzufuhr oder Batterien aus und sind in der Herstellung sowie Wartung relativ kostengünstig.


Experten sind sich einig, dass die Low-Power-Netzwerk-Technologie in naher Zukunft ein exponentielles Wachstum im Bereich der IoT-Anwendungen einläuten wird. Die Auguren von McKinsey schätzen sogar, dass das Marktpotential des Low-Power-Netzwerks bis 2025 auf 11 Billionen Dollar anwachsen wird.

80 Prozent bis Ende Jahr

In der Schweiz ist bis anhin vor allem Telko Swisscom darum bemüht, ein nationales Low-Power-Netzwerk einzuführen. Wie das Unternehmen erst kürzlich mitteilte, sind inzwischen 75 Prozent der Schweizer Bevölkerung mit dem ergänzenden Netz für das Internet der Dinge versorgt. Bis Ende Jahr sollen es gar 80 Prozent sein. Zudem ist eine Verdichtung der bereits bestehenden Netzwerke in grösseren Städten geplant und das Telekommunikationsunternehmen eröffnet in einem seiner Zürcher Shops ein LPN Experience Center, welches LPN, Hardware und Anwendungsmöglichkeiten für Interessenten fassbar machen und den Austausch mit Experten ermöglichen soll. Denn zentral in der weiteren Netzplanung ist gemäss dem Schweizer Telekommunikationsunternehmen ein flexibles Modell, welches sich nach Kundenbedürfnissen richtet. Zudem soll das Netz durch Partnerschaften wachsen. Denn potentielle Partner sollen sowohl Interessenten wie auch weitere Standorte für eine Netzverdichtung einbringen.

Die Alp wird intelligent

Erste Unternehmen haben zusammen mit Swisscom bereits neue Anwendungen geprüft. Insgesamt seien rund 30 Pilotprojekte im Gange, die zeigen würden, dass es generell keine Standardrezepte gibt, teilt das Telekommunikationsunternehmen mit. Dazu gehört beispielsweise Migros, die eine Plattform testet, welche Sitzungsräume besser zuweist, indem sie die effektive statt gebuchte Belegung erfasst. Und mit weiteren Sensoren sorgt das System dafür, dass nur gekühlt oder beleuchtet wird, wenn sich tatsächlich jemand im Raum befindet. Und das Startup Tecsag aus der Innerschweiz testet einen Tracker für Nutztiere. So soll auch auf einer entlegenen Alp jedes Tier auffindbar werden und mittels digitalen Karten soll das Herdenverhalten aufgezeichnet werden können.

Google in Lauerposition

Auch die Post arbeitet laut eigenen Angaben am Aufbau eines eigenen Lora-Netzes, welches die eigene Logistik unterstützen und dabei helfen soll, neue Kundendienste zu realisieren. Nicht zuletzt deutet einiges darauf hin, dass auch Google mit einem eigenen Low-Power-Network namens «Thread» den Markteintritt in die Schweiz wagen dürfte. Im Gegensatz zur Post oder Swisscom richtet Google sein IoT-Netzwerk an Privatpersonen. Die Grundpfeiler des IoT-Netzwerks des Suchmaschinenriesen sollen bereits fortgeschritten sein und es ist davon auszugehen, dass demnächst verschiedene Produkte damit nutzbar werden. Mit dem Nest-Thermostat, der momentan in der Schweiz nicht erhältlich ist, ist im Verlauf dieses Jahres bereits ein Google-Produkt erschienen, welches mit der Thread-Technologie funktioniert. (asp)




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