Ein Backup für das fixe Internet
Quelle: AVM, Huawei, Zyxel

Vergleichstest LTE-Router

Ein Backup für das fixe Internet

«Swiss IT Magazine» hat drei stationäre LTE-Router unter die Lupe genommen und überprüft, ob das mobile bereits als Ersatz oder zumindest Backup für das fixe Internet taugt.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2016/09

     

LTE-Router erfreuen sich dank den stark wachsenden Mobilfunkbandbreiten und Daten-Flatrates einer immer grösseren Beliebtheit. Somit wächst das Angebot, und zwar nicht nur an mobilen, sondern auch an stationären Lösungen. Diese sind in erster Linie für ein Backup bei einem Ausfall des fixen Internets gedacht, stellen aber dort, wo das DSL- oder Kabel-Netz ständig lahmt und das Mobilfunknetz gut ausgebaut ist, auch eine interessante permanente Alternative dar. Der Hersteller AVM sowie Konkurrenten wie Huawei und Zyxel haben diesen Trend schon vor einiger Zeit erkannt und bieten heute verschiedene Geräte an, die die Vorteile von LTE mit der bekannten Funktionsvielfalt ihrer «herkömmlichen» Router kombinieren sollen. «Swiss IT Magazine» hat über den Sommer hinweg drei aktuelle Modelle der drei genannten Hersteller getestet.

Tempi in Theorie und Praxis

Beginnen wir mit der vermutlich wichtigsten Frage: Wie schnell surft man mit so einem LTE-Router? Betrachtet man die Datenblätter, so versprechen die Modelle LTE CPE E5186s-22a von Huawei und LTE4506 4G LTE-A Homespot von Zyxel, die den allerneusten Mobilfunkstandard LTE-Advanced unterstützen (auch LTE-A oder 4G+), bis zu 300 Mbit/s beim Download und 50 Mbit/s beim Upload. Bei der Fritz!Box 6820 LTE von AVM sind im normalen LTE-Netz 150 respektive 50 Mbit/s drin.
Bei diesen Zahlen handelt es sich um theoretische Maximalwerte, die in der Praxis so aktuell kaum erreicht werden. Es gibt verschiedene Gründe, weshalb das so ist. Der Mobilfunk ist ein geteiltes Medium, das heisst die theoretisch zur Verfügung stehende Bandbreite wird auf alle Nutzer aufgeteilt. Zudem kann das Signal durch verschiedene Faktoren wie zum Beispiel bauliche Hindernisse abgeschwächt werden. Und: Die LTE-A-Abdeckung ist hierzulande noch gering.

Wir haben trotzdem oder gerade deswegen die Probe aufs Exempel gemacht, das heisst die stationäre Cablecom-Leitung gekappt und unseren Büro-Rechner in Thalwil stattdessen mit den in unmittelbarer Nähe aufgestellten LTE-Routern und dem Salt-Netz verbunden. Dabei haben wir bewusst auf eine direkte Kabelverbindung zum Router gesetzt, um allfällige WLAN-Engpässe ausschliessen zu können. Besonders beim AVM-Router, der noch nicht den ac-Standard unterstützt, waren solche zu befürchten.


Schliesslich haben wir den Cnlab Speedtest installiert und laufen lassen. Die maximale Download-Datenrate lag bei über 50 Mbit/s. Der Minimalwert kam bei etwas über 32 Mbit/s zu stehen, im Schnitt erreichten wir nicht ganz 40 Mbit/s. Bei der Upload-Datenrate betrug das Maximum etwas über 41 Mbit/s, als Minimalwert resultierten knapp über 30 Mbit/s. Im Schnitt erreichten wir hier rund 36,5 Mbit/s. Hätten wir es nicht gewusst und nicht gemessen, hätten wir während unserem Test nicht sagen können, ob wir nun das stationäre Internet von UPC mit 100/10 Mbit/s nutzen oder nicht. Ob Youtube-Clips in 4K-Auflösung oder der Upload beziehungsweise Download von Dokumenten: Alles lief wie gewohnt sehr flüssig und ohne Probleme, auch im mobilen Salt-Netz. Natürlich hätten aber gerade grössere Downloads wie das Anniversary Update von Windows 10 deutlich mehr Zeit in Anspruch genommen. Apropos: 1 GB Traffic war im Nu erreicht, eine Daten-Flatrate ist also Pflicht.

AVM Fritz!Box 6820 LTE

Nun zu den einzelnen Routern: Die Fritz! Box 6820 LTE sieht auf den ersten Blick so gar nicht aus wie die anderen, bekannten Geräte von AVM – weil sie steht und nicht liegt. Auf der Frontseite findet man verschiedene LEDs, die zeigen, ob Strom fliesst und ob das WLAN, das man auf der Rückseite ein- oder ausschalten kann, läuft. Zudem wird dem Nutzer, ohne dass er sich an den PC setzen oder das Handy zu Rate ziehen muss, auch gleich gezeigt wie gut die Mobilfunkverbindung ist.

Wie bei allen drei getesteten Routern handelt es sich, trotz der sehr kompakten Grösse, auch hier um einen stationären Router, das heisst um ein Gerät ohne Akku, das zwingend an den Strom muss, um zu funktionieren. Dazu liefert man ein externes Netzteil mit. Diese Art von LTE-Routern sind also nicht unbedingt für unterwegs gedacht, aber durchaus zum Mitnehmen, zum Beispiel in den Urlaub oder auf Geschäftsreise.


Im Vergleich zu den anderen beiden wirkt der LTE-Router von AVM, wenn man ihn so sieht und in den Händen hält, etwas altmodisch und billig. Die Verarbeitung und das Plastikgehäuse sind aber trotzdem in Ordnung und man muss keine Angst haben, dass das Gerät schnell kaputt geht. Auch nicht ganz zeitgemäss ist, dass noch eine Karte im Mini-SIM-Format benötigt wird. Zum Glück lag bei einem Test-Handy auf der Redaktion ein entsprechender Adapter bei.

Nach dem SIM-Karten-Gebastel folgte eine vergleichsweisse sehr einfache und von AVM gewohnt schnelle Einrichtung des Routers. Alle nötigen Informationen dazu findet man unten am Gerät oder in den mitgelieferten Dokumenten. Die Admin-Oberfläche ist optisch sicher nicht der letzte Schrei, dafür überzeugt die Funktionsvielfalt. Ob ich Freigaben oder Filter erstellen, mehr Informationen zum LTE-Netz haben, das WLAN sicherer machen, einen Gastzugang oder eine Zeitschaltung aktivieren oder Daten zum Stromverbrauch oder Protokolle einsehen möchte, all das kann ich hier tun.

Leider sucht man mit Ausnahme eines Gigabit-LAN-Ports vergeblich weitere Anschlüsse und wie bereits erwähnt gibt es kein aktuelles ac-WLAN. Wenn man kabellos auch grössere Datenmengen verschieben möchte, ist das sicher ein Minuspunkt. Zudem kann das WLAN nach n-Standard bei schlechter Verbindungsqualität unter Umständen sogar den Mobilfunkempfang einschränken. Umso besser, dass LTE-A noch nicht unterstützt wird. Sowohl den WLAN- und LTE-Empfang wird AVM aber vermutlich in Kürze mit einem neuen Modell verbessern.

Huawei LTE CPE E5186S-22a

Der LTE CPE E5186s-22a von Huawei ist ein ganzes Stück grösser als die beiden anderen LTE-Router, kommt aber immer noch recht schlank und kompakt daher. Auf den ersten Blick könnte man ihn für einen «normalen» Router halten, nicht zuletzt dank seiner Ausstattung. So bietet das Gerät beispielsweise nicht nur einen, sondern gleich vier Gigabit-LAN-Ports. Zudem findet man auch zwei Telefon- und eine normale USB-2.0-Buchse.

Zur Verteidigung der beiden anderen Hersteller: Auch sie bieten LTE-Router mit mehr Anschlüssen. Da wäre zum Beispiel die Fritz!Box 6840 LTE mit ebenso vielen LAN-Ports und einem Telefon- sowie USB-Anschluss. Allerdings bietet dieses Modell nicht so viel LTE- und WLAN-Speed wie das von uns getestete. Das selbe gilt für den Zyxel LTE3301. Man muss hier also einen Kompromiss eingehen: Mehr Tempo oder grössere Ausstattung. Soll es bei Huawei eine Nummer kleiner sein, so bietet der Hersteller seine mobilen LTE-Router wie beispielsweise den Huawei Mobile WiFi E5786 an, der bis zu 300 Mbit/s im LTE-Netz und ac-WLAN bietet, dafür aber überhaupt keine anderen Ports, abgesehen von einem Micro-USB-Anschluss.
Neben dem Router gehören bei Huawei wie bei den anderen Herstellern ein externes Netzteil und ein kurzes LAN-Kabel zum Lieferumfang. Nicht mit dabei ist auch hier ein SIM-Karten-Adapter. In den seitlich angebrachten Slot passen Micro-SIM-Karten. Die Verarbeitung weiss insgesamt zu überzeugen. Der LTE-Router von Huawei wirkt sehr stabil und kommt in seinem matten Grau-Weiss-Design auch hübsch daher. Zu erwähnen ist ausserdem, dass es wie bei AVM eine Anzeige der Signalstärke direkt am Router gibt.


Das Einrichten ist ebenfalls sehr einfach. Alle nötigen Infos findet man in einem beilegenden Quick-Start-Guide beziehungsweise auf der Rückseite auf einer Abdeckung, unter der sich die Anschlüsse für externe Antennen befinden. Löblich auch, dass man das nicht gerade sehr einfallsreiche Admin-Passwort gleich nach dem ersten Login für immer ändern kann. Optisch kommt auch die Admin-Oberfläche von Huawei nicht sehr modern daher. Deutlich schwerer ins Gewicht fällt aber, dass es im Vergleich zu AVM viel weniger Informationen und Funktionen gibt. Dank der Anschlussvielfalt bietet man aber Funktionen, das man bei der Konkurrenz vergeblich sucht: Man kann mit einem Computer auch auf an ein an den Router angeschlossenes USB-Speichergerät oder sogar einen USB-Drucker zugreifen.

Zyxel LTE4506 Homespot

Nur etwa faustgross ist der zylinderförmige und 150 Gramm leichte LTE4506 4G LTE-A Homespot von Zyxel. Er ist nicht nur ein Blickfang, sondern auch der kompakteste der drei LTE-Router. Trotzdem setzt man auch hier noch nicht auf Nano-, sondern Micro-SIM-Karten. Und aufgepasst: In der Bedienungsanleitung wird ausdrücklich davon abgeraten, einen Adapter zu nutzen, weil er den Slot unten am Gerät beschädigen könnte. Etwas spartanisch, aber aufgrund der kompakten Grösse nicht weiter verwunderlich ist das Angebot an Anschlüssen. Man findet lediglich einen Gigabit-LAN- sowie einen Micro-USB-Anschluss, wobei letzterer für die Stromzufuhr da ist. Zyxel erwähnt diesbezüglich, dass man auf diesem Weg auch Akku-Packs oder sogenannte Power Banks anschliessen kann, um das Gerät auch unterwegs mit Strom zu versorgen und nutzbar zu machen.

Im Gegensatz zur Fritz!Box 6820 LTE von AVM und zum LTE CPE E5186s-22a von Huawei bietet Zyxel nur drei kleine LEDs, je eine für den WLAN-, Internet- und Mobilfunk-Status, also keine detaillierte Anzeige der Signalstärke direkt am Router. Recht innovativ ist derweil der Deckel des LTE4506 4G LTE-A Homespot, den man wie einen Buzzer nach unten drücken kann. Ein kurzes Drücken schaltet das WLAN ein oder aus, ein Drücken für mindestens fünf Sekunden startet das Wi-Fi Protected Setup (WPS). Der Zyxel-Router bietet wie das Gerät von Huawei den aktuellen ac-WLAN-Standard. Aber: Noch lange nicht alle Geräte bieten ac-WLAN und darum werden von beiden nach wie vor auch 802.11 a/b/g/n unterstützt. In der optisch sehr ansprechenden, modernen Admin-Oberfläche des Zyxel-Routers kann man die verschiedenen Frequenzbänder und noch viel mehr anpassen. Unter anderem findet man hier auch spezielle Anwendungen wie beispielsweise eine Kontaktliste oder die Möglichkeit, SMS zu verschicken und zu empfangen.


Natürlich erreicht man das Admin-Portal von Zyxel auch via Handy und den mobilen Browser. Der Huawei E5186 ist ausserdem mit der Huawei Hilink (Mobile WiFi) App kompatibel, somit lassen sich auf Smartphones und Tablets mit Android- oder iOS-Betriebssystem die meisten Informationen auch bequem per App abrufen. AVM bietet derweil die Fritz!App WLAN zum Verbinden mit dem Router und Details zur WLAN-Verbindung, allerdings gibt es diese App derzeit nur für Android.

Fazit

Das Mobilfunknetz von Salt und die drei getesteten LTE-Router taugten in unserem Fall alle als temporär Ersatz für das stationäre Internet. Wenn man sogar ganz auf das Mobilfunknetz setzen will, dann hat der Testsieger von Huawei die Nase vorn. Er garantiert hohe Geschwindigkeiten und bietet am meisten (Kabel-)Anschlüsse. Die Vorteile der anderen beiden Geräte liegen derweil in ihrer Kompaktheit, wobei der Zyxel- im Vergleich zum AVM-Router dank LTE-A und ac-WLAN bestimmt die zukunftssicherere Wahl ist, dafür aber nicht so eine mächtige Admin-Konsole bietet. So oder so: Den LTE-Router sollte man unbedingt bereits vor einem möglichen Internet-Ausfall schon einmal richtig in Betrieb genommen und in das bestehende Netzwerk integriert haben. Nur so klappt es im Fall der Fälle ganz sicher auch mit allen Logins, Netzwerkzugriffen und so weiter und man erlebt keine zweite, böse Überraschung. (mv)


Artikel kommentieren
Kommentare werden vor der Freischaltung durch die Redaktion geprüft.

Anti-Spam-Frage: Wie hiess im Märchen die Schwester von Hänsel?
GOLD SPONSOREN
SPONSOREN & PARTNER