Neue Smartphone-Generation von Honor und Nokia
Quelle: Nokia

Gadgets: Honor 9 und Nokia 8

Neue Smartphone-Generation von Honor und Nokia

Das neue Honor 9 ist ein hochkarätiges Smartphone zum kleinen Preis, während das Nokia 8 sich als Flaggschff im High-End-Segment positioniert. Wir haben die Geräte einem Testlauf unterzogen.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2017/10

     

Gutes Preis-Leistungsverhältnis: Honor 9

Huaweis Tochter-Marke Honor bläst mit dem Smartphone Honor 9 zum Angriff auf das Kundensegment der preisbewussten Handy-Nutzer und verspricht viel Technik für wenig Geld. Nur 449 Franken kostet das Dual-SIM-Gerät, das mit hochwertigen Komponenten bestückt ist. So verfügt es über dieselbe Octacore-CPU des Typs Kirin 960 wie Huaweis Flaggschiff P10. Überhaupt ist das Honor 9 im Grunde genommen ein P10 minus der Kamera mit Leica-Branding. Abheben kann es sich von der Konkurrenz schon rein äusserlich. Die Rückseite ist mit Glas überzogen, das in 15 Schichten aufgetragen wurde, wodurch Lichtreflexionen entstehen, die dem Gerät ein spezielles Aussehen verleihen. Dennoch liegt das 155 Gramm schwere Honor 9 gut in der Hand. Das ist nicht zuletzt den runden Seiten des Gehäuses und der überschaubaren Grösse des 5,15-Zoll-Smartphones zu verdanken. Das Full HD LCD Panel mit 428 PPI ist sicher nicht das beste Display auf dem Markt, kann aber dennoch mit satten Farben und gutem Kontrast überzeugen.


Das Honor 9 wird mit Android 7.0 ausgeliefert, das mit der hauseigenen Emotion UI (EMUI) 5.1 genannten Oberfläche überzogen ist. Diese versieht das Betriebssystem mit zusätzlichen Optionen wie beispielsweise verschiedenen Funktionen für den Home Button. Der Drawer verschwindet, die Apps werden in Kacheln auf dem Homescreen platziert. Das erinnert an iOS und ist natürlich Geschmackssache, man kann das klassische Layout mit dem Drawer aber jederzeit wieder aktivieren. Im Alltag arbeitet das Gerät auch dank des 4 GB grossen Arbeitsspeichers tadellos, überhaupt gibt sich das Honor 9 im Bereich der Performance keinerlei Blösse. Jede Eingabe wird ohne Verzögerung umgesetzt und auch Spiele laufen flott und flüssig. Auch der Fingerabdrucksensor am unteren Rand des Bildschirms reagiert zuverlässig. Für die Daten stehen 64 GB Speicher zur Verfügung, die mittels MicroSD-Karte auf bis zu 128 GB erweitert werden können. Die Speicherkarte belegt dann allerdings einen SIM-Slot. Für Audiophile, die lieber Kopfhörer mit Kabel verwenden, wurde auch eine Klinkenbuchse verbaut. Die Qualität der Musikwiedergabe ist hervorragend und der zuschaltbare 3D-Audio-Effekt lässt Konzert-Feeling aufkommen.
Eines der wichtigsten Kaufargumente für ein Smartphone ist aber nach wie vor die Qualität der Kamera. Das Honor 9 setzt auf ein Dual-Lens-System mit einer 12-MP-Farblinse und einer 20-MP-Monochrom-Linse, die im Gehäuse eingelassen sind und dadurch nicht hervorstehen. Bei normalen Lichtverhältnissen gelingen damit kernige Bilder mit vielen Details. Anders sieht es allerdings bei wenig Umgebungslicht aus. Hier strauchelt der Bildsensor und produziert recht grobkörnige Schnappschüsse mit verwaschenen Farben. Dafür gibt es Profi-Einstellungen, zum Beispiel für Lichtwert und Weiss­abgleich, mit denen die Bildqualität beeinflusst werden kann. Die 8-MP-Frontkamera macht gestochen scharfe Selfies und beherrscht auch den Bokeh-Unschärfeeffekt.


Um die ganze Technik mit Strom zu versorgen, wurde ein Akku mit 3200 mAh verbaut, der das Smartphone bei normaler Nutzung problemlos über den Tag und sogar darüber hinaus bringt. Bei erhöhter Nutzung rechen- oder datenintensiver Anwendungen, wie zum Beispiel Videos oder Spiele, muss das Gerät dann aber nach rund sieben bis acht Stunden an den Strom. Glücklicherweise lässt sich der Akku des Honor 9 dank Schnelllade­funktion in rund 30 Minuten über das mitgelieferte USB-C-Kabel auf fast die Hälfte des Ladestandes aufladen. Wollte man dem Honor 9 etwas vorwerfen, dann höchstens, dass die Kamera nicht in allen Szenarien zu überzeugen weiss, und dass das Gehäuse nicht wasserdicht ist. Ansonsten ist das Preis-Leistungsverhältnis derzeit wohl ungeschlagen.

High-end ohne besondere Merkmale: Nokia 8

Die finnische Kultmarke Nokia ist in diesem Jahr unter der Ägide von HMD Global wieder auferstanden und nun soll das neu erschienene Flaggschiff Nokia 8 sie wieder zu altem Glanz führen. Das Smartphone will mit High-end-Technik und moderatem Preis die Herzen alter und neuer Fans erobern. Viele Risiken ist HMD Global bei der Entwicklung des Gerätes allerdings nicht eingegangen und präsentiert ein kompetentes, aber wenig glanzvolles Android-Smartphone der Oberliga. Ummantelt wird das Gerät von einem Gehäuse aus gebürstetem Aluminium – im Falle unseres Testgerätes in der Farbe Stainless Steel –, das nur entlang der oberen und unteren Kante von grauem Plastik durchbrochen wird, der die Antennen verdeckt. Auf der Rückseite ist das Nokia-Logo mittig eingraviert und die Einfassung der Kamera tritt leicht hervor. Die Vorderseite hingegen wird von Corning Gorilla Glass 5 geschützt. Damit wirkt das 160 Gramm schwere Nokia 8 edel, aber auch unspektakulär. Dafür liegt es dank den abgerundeten Kanten gut und fest in der Hand.


Im Inneren sorgt ein Snapdragon 835 von Qualcomm mit seinen acht Kernen für die nötige Rechenleistung und wird dabei von einem 4 GB grossen Arbeitsspeicher unterstützt. Keine Frage, das Nokia 8 ist blitzschnell. Apps öffnen sich nahezu augenblicklich und auch komplexe Spiele beherrscht das Gerät ohne Mühe. Bei rechenintensiven Aufgaben erwärmt sich die Rückseite zwar spürbar, aber gleichmässig, weshalb sich die Abwärme nicht unangenehm auswirkt. Auch der Fingerabdrucksensor erkennt die Eingaben umgehend und zuverlässig. Ebenfalls erfreulich: HMD Global hat sich bei der Wahl des Betriebssystems für ein reines Android entschieden, ohne Apps von Drittanbietern oder eine aufgesetzte Oberfläche. Dadurch soll sichergestellt werden, dass zukünftige Updates schnell ausgerollt werden können. Darüber hinaus wurde versprochen, dass alle Smartphones der neuen Nokia-Serie ein Update auf Android 8.0 Oreo erhalten werden.
Als Display kommt ein 5,3 Zoll grosses IPS-LCD-Panel mit einer Auflösung von 2560×1440 Pixel mit einer Dichte von 554 ppi zum Einsatz. Dieses ist ein erstes Highlight des Nokia 8. Zwar ist das Display nicht randlos, dafür aber leuchtend hell. Auf der Rückseite des Gerätes prangt die Dual-Kamera mit zwei Linsen von Carl Zeiss sowie einem Farb- und einem Monochrom-Sensor mit je 13 Megapixel. Bei Tageslicht schiesst das Kamera-Duo durchaus gute Fotos, deren Farben allerdings leicht übersättigt wirken. Die Schwarz-Weiss-Bilder können sich ebenfalls sehen lassen. Nicht gut schlägt sich das Objektiv bei schwachem Licht oder in dunklen Umgebungen. Die Fotos werden nicht selten unscharf und die Farben blass, auch ist ein leichter Grünstich auszumachen. Ein Firmware Update könnte hier aber noch Linderung bringen. Nettes, aber wohl eher nutzloses Gimmik: Die 13-MP-Frontkamera kann zusammen mit der Hauptkamera so genannte Bothies aufnehmen, also Bilder oder Videos, in denen beide Seiten zu sehen sind.


Die übrige Ausstattung gehört zum Gattungsstandard: Ein Dual SIM Slot, 64 GB Speicherplatz, der mittels SD-Karte auf 256 GB erweitert werden kann, und ein USB-C-Anschluss. Wie das Honor 9 hat das Nokia 8 im Übrigen auch eine Klinkenbuchse für den Anschluss von Kopfhörern. Fest im Inneren des Gerätes ist schliesslich auch ein Akku mit einer Nennleistung von 3090 mAh verbaut, der dank Fast Charging in rund 2 Stunden wieder voll einsatzfähig ist. Er hält bei normaler Nutzung locker bis in den nächsten Tag hinein, Vielnutzer werden das Smartphone aber bereits am selben Tag wieder an einer Steckdose anschliessen müssen. Der Preis von 629 Franken ist für das Nokia 8 angesichts der Spezifikationen angemessen. Ob HMD Global damit jedoch das grosse Comeback der Kultmarke gelingt, ist fraglich, denn dafür hebt sich das Gerät zu wenig von der Masse ab.

Datentransfer nicht leicht gemacht: Fonecopy

Wer ein neues Smartphone kauft und von iOS auf Android umsteigt oder umgekehrt, kennt das Problem: Die Daten vom alten Gerät müssen auf das neue übertragen werden, was je nach Nutzungsverhalten jedoch nicht trivial ist. Hat man Kontakte, Bilder und Musik mit einem Dienst wie zum Beispiel Google synchronisiert, ist es ein Kinderspiel, weil man sich auf dem Android-Gerät lediglich mit dem eigenen Konto verbinden muss, um an die eigenen Daten zu kommen. Nutzt man auf dem Apple-Handy allerdings die iOS-Dienste, dann muss man Daten und Medien von Hand transferieren oder eine spezielle Software dafür nutzen. Fonecopy von Aiseesoft verspricht für rund 30 Franken einen einfachen Datenumzug.


Die Software ist äusserst simpel gestaltet, aber auch dermassen limitiert, dass kaum zu verstehen ist, was sie genau macht. Dabei ist auch nicht hilfreich, dass die deutsche Übersetzung des User Interface dürftig ist. Nach dem Start des Programms wird man aufgefordert, Quell- und Zielgerät über USB mit dem Computer zu verbinden. Wurden die beiden Smartphones erkannt, kann man angeben, was man übertragen möchte. Zur Auswahl stehen Kontakte, Fotos und Medien. Was allerdings Medien sind wird nirgends erklärt. Man kann sich zwar vorstellen, dass damit Musik und Videos gemeint sind, jedoch bleibt die Software eine definitive Antwort schuldig. Einen Browser, der auflistet, was übertragen werden soll, sucht man vergeblich. Weiter erschien im Test neben der Option zur Übertragung der Kontakte ein gelbes Ausrufezeichen. Auch hier lässt sich nirgends ablesen, worauf sich diese Warnung bezieht. Ein weiteres Beispiel ist die Option "Dateien auf dem Ausgabegerät bereinigen vor dem Kopieren", die ebenfalls nicht erklärt wird. Das Einstellungs-Menü ist genauso kryptisch. Hier kann lediglich die Qualität der Konvertierung der Dateien in drei Stufen eingestellt werden. Es bleibt dem Nutzer überlassen zu erraten, welche Dateien wie und vor allem weshalb konvertiert werden. Fonecopy funktioniert im Grundsatz zwar, die meisten Nutzer dürfte jedoch ob der unklaren Menüführung ein mulmiges Gefühl beschleichen. Anwenderfreundlich ist definitiv anders. (luc)


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