Die wahrscheinlich grössten Tablets der Welt
Quelle: Asus

Die wahrscheinlich grössten Tablets der Welt

Der PC-Markt wird momentan durch viele neue Geräte mit aussergewöhnlichen Formen und Funktionen aufgemischt. Einer der neuesten Trends sind All-in-One-Tablet-Hybride.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2013/06

     

Bisher fristen All-in-One-Computer (AIO) wie der iMac von Apple im Vergleich zu normalen PCs ein Schattendasein. Der weltweite Absatz lag gemäss Zahlen des taiwanischen Branchenportals «Digitimes» im vergangenen Jahr bei nur 13,2 Millionen Stück. Zuhause und im Büro wird heute also immer noch schön zwischen Monitor und Rechner getrennt.
Windows 8 und immer grösser werdende Touch-Displays verleihen den AIOs nun aber neuen Schwung. In den letzten Wochen sind einige neue und zum Teil sehr innovative Geräte angekündigt oder auf den Markt geworfen worden. Die einen haben ganz einfach ein Touch-Display, andere sind zusätzlich noch neigbar und lassen sich so in einen Tisch-PC verwandeln. Und wieder andere zeichnen sich dadurch aus, dass sich die Touch-Bildschirme abnehmen und als grosses Tablet nutzen lassen.
Während «Swiss IT Magazine» mit dem HP Envy 23 Touchsmart AIO PC bereits ein Gerät der ersten Kategorie kurz testen konnte (siehe Ausgabe Nr. 12/2012), haben mit dem Acer DA220HQL Smart Display und dem Asus Transformer AIO nun auch zwei Vertreter der anderen beiden Spezien ihren Weg in die Redaktion gefunden. Ob der Spagat zwischen AIO beziehungsweise Monitor und Tablet gelingt?

Asus Transformer AIO


Wie so oft, wenn es um innovative neue Rechner geht, hat Asus die Nase ganz weit vorn. Mit dem Transformer AIO hat der taiwanische Hersteller bereits vor einem Jahr eine All-in-One-Tablet-Kombination vorgestellt. Mittlerweile ist das Gerät, das in der Grundkonfiguration in der Schweiz ab rund 1200 Franken über die Ladentheke geht, erschienen.
Der Transformer AIO bietet ein 18,4 Zoll grosses Display, das als eigenständiges Android-Tablet verwendet werden kann, und ansonsten in einer speziellen Halterung steckt, der PC Station, die nichts weniger als ein vollwertiger Windows-8-Rechner samt DVD-Laufwerk und Festplatte ist. Bezüglich Hardware, Anschlüsse und Ausstattung geht Asus keine Kompromisse ein und bietet sowohl ein sehr leistungsfähiges Tablet als auch einen leistungsfähigen AIO. Der Nachteil: Vieles ist dadurch doppelt vorhanden. Das treibt ganz sicher den Preis in die Höhe, sorgt aber durchaus auch für Verwirrung. Nutzt man nur das Tablet ist klar, wo man seine Kamera andocken muss, um Fotos zu kopieren. Doch was ist, wenn das Display in der Halterung steckt?
Die Antwort auf diese Frage ist nicht so einfach, denn es kommt darauf an, in welchem Modus man arbeitet. Das Display kann nämlich auch in der Halterung noch mit Android als Betriebssystem genutzt werden. Hin- und her gewechselt wird zwischen dem Windows-8- und Android-Modus mit einem einfachen Knopfdruck – entweder auf der Seite des Displays oder auf dem Bildschirm. Das geht blitzschnell und problemlos, ohne nennenswerte Verzögerung. Doch damit nicht genug, es gibt noch einen weiteren Modus: Theoretisch ist es dank einer Remote-Desktop-Lösung namens Splashtop auch möglich, das Tablet mit Windows 8 zu nutzen – hebt man es aus dem Ständer, gelangt man sogar automatisch in diesen Zustand. Leider funktionierte dieser Wechsel im Test aber trotz mehrmaligen Versuchen nicht und das Abheben des Tablets führte ins Leere. Dafür muss man sich um die Daten keine Sorgen machen: Asus synchronisiert alles automatisch vom Tablet auf die PC Station und umgekehrt.

Soweit zur Grundausstattung und zu den Grundfunktionen. Doch wie schlägt sich der AIO im Alltag? Das Display ist als Android-Tablet das mit Abstand grösste seiner Art, das die Redaktion bisher zu Gesicht bekommen hat – aber leider auch das dickste und schwerste. Knapp 2,5 Kilogramm bringt es auf die Waage, also etwa so viel wie ein klassisches Notebook mit ähnlicher Bildschirmgrösse. Das Gewicht ist also ok, es geht in Zukunft aber sicher noch leichter. Neben der erwähnten Anschlussvielfalt, die man bei anderen Tablets oft vermisst, fällt einem sofort der integrierte Ständer auf der Rückseite auf, mit dem sich das Display auch ohne PC Station aufstellen lässt. Und ganz am oberen Rand findet man einen ausklappbaren Tragegriff. Apropos: So richtig mobil ist das Tablet mit seiner Grösse nicht mehr, es braucht schon eine ziemlich grosse Tasche. Und: Mitgeliefert wird nur eine PC Station, man kann das Tablet also nicht einfach zu Hause aus dem Dock nehmen und im Büro wieder einstecken. Weiter verfügt der Bildschirm des Transformer AIO über einen vergleichsweise breiten Rand. Das mag auf den ersten Blick überraschen, doch spätestens wenn man kräftig genug ist und das Tablet nur in den Händen hält, schätzt man den Platz, um richtig gut zuzugreifen.
Was die Leistung betrifft, lässt das Tablet bis auf den Akku, der leider nur rund fünf Stunden hält, keine Wünsche offen. Das Display spiegelt und schmiert leicht, ist ansonsten aber sehr gut und reagiert rasch und exakt auf Touch-Eingaben und Gesten. Die Bedienung ist flüssig und fast so wie auf einem anderen, kleineren Android-Tablet. Natürlich merkt man da und dort, dass das System oder einzelne Apps nicht unbedingt für 18,4 Zoll entwickelt wurden. Überraschend klein ausgefallen ist beispielsweise die virtuelle Tastatur, die nicht die ganze Breite nutzt und sofern man das Tablet nicht auf den Tisch oder seine Beine legt, kaum brauchbar ist. Und: Natürlich lässt sich das Display des Transformer AIO auch ins Hochformat drehen.
Zur PC Station gibt es derweil wenig zu sagen. Die Rechenpower des leisen Mini-PCs ist hervorragend, wie die Verarbeitung. Alles wirkt stabil und robust, übrigens auch das Display beziehungsweise das Tablet, obwohl dessen Hülle aus Plastik ist. Leider ist die PC Station etwas klobig geraten und das grösste Manko: Ist der Bildschirm angedockt, lässt er sich weder in der Höhe verstellen noch neigen, womit eine richtige (Touch-)Bedienung erschwert ist. Dafür liefert Asus eine kabellose Tastatur und eine Maus mit Touch-Oberfläche mit. Ein weiterer Nachteil des Transformer AIO ist seine Displaygrösse, die als Tablet fast zu gross, als AIO für jemanden, der sich das Arbeiten einem 24-Zoll-Monitor gewohnt ist, derweil sehr klein ist. Zum Vergleich: Apples iMac gibt es mit 21,5 und 27 Zoll.

Acer DA220HQL


Genau so gross wie der kleinere iMac ist Acers neuester Monitorwurf, das DA220HQL Smart Display. Es ist nicht gleich ein ganzer Rechner gekoppelt mit Android wie der Transformer AIO, aber ein 21,5-Zoll-Full-HD-Touch-Display, das dank entsprechender Hardware auch als Tablet genutzt werden kann – wobei hier ein paar gewichtige Abstriche gemacht werden müssen, aber dazu später mehr.
Der Acer-Monitor ist mit 409 Franken kaum teurer als andere Touch-Bildschirme und kann ganz simpel als ebensolcher genutzt werden. Einfach nur das mitgelieferte HDMI-Kabel – es gibt leider nur diese Anschlussmöglichkeit – sowie unbedingt auch das USB-Kabel mit dem Rechner verbinden, dessen Bild man auf das Display zaubern möchte, und schon kann man ihn mit den Fingern bedienen. Allerdings muss man beim ersten Anschliessen auf der Android-Oberfläche via OSD erst noch rasch auf HDMI-Eingang umstellen, sonst klappt es nicht. Dafür braucht es nicht einmal Software, die man installieren muss.
Die Touch-Bedienung funktioniert eigentlich gut, das heisst das Display reagiert exakt und schnell. Allerdings bietet es einen ungewohnt starken Widerstand, wenn man mit dem Finger von A nach B fahren will, daran muss man sich erst gewöhnen. Doch weitaus nerviger ist der hervorstehende Rahmen, der viele Touch-Gesten von Windows 8 verunmöglicht oder zumindest stark erschwert. Apps zu schliessen, indem man vom oberen Rand nach unten fährt, ist auf dem DA220HQL beispielsweise eine Glückssache – mal klappt es beim ersten, mal auch erst beim zehnten Versuch. Besonders mühsam ist das für Windows-8-Neulinge, die sich dann fragen, ob sie die Gesten auch richtig ausführen. Dafür gibt es eine virtuelle Tastatur (im Android-Modus), die bezüglich Grösse ihres Gleichen sucht und fast den halben Bildschirm nutzt. Das Tippen ist dadurch allerdings nicht einfacher, im Gegenteil, die Abstände zwischen den einzelnen Tasten sind schlicht zu gross. Ausserdem stellt man dabei fest, dass das Display jeweils bereits kurz vor einer Berührung reagiert und man so vielleicht bereits tippt, bevor man es will.

Deutlich weniger reaktionsschnell und für einige Aufgaben wie die Wiedergabe von hochauflösenden Videos gar ungeeignet ist der Acer-Monitor im Android-Modus – insbesondere im Vergleich zum Transformer AIO. Der Grund ist simpel: Die integrierte Hardware lässt schlicht nicht mehr zu. Ausserdem ist auch die Reaktionszeit relativ hoch, während Betrachtungswinkel, Farben und Kontrast eigentlich ok wären. Schwierig wird es auch, wenn man den Bildschirm flach auf den Tisch legen will. Ganz flach geht nämlich nicht, ohne dass man den integrierten Ständer auf der Rückseite entfernt. Aber immerhin kann man das Display so positionieren, dass ein bequemes Arbeiten mit den Fingern möglich ist (siehe Bild). Wirklich frei als Tablet nutzen kann man das Acer-Gerät derweil nicht, es verfügt nämlich über keinen integrierten Akku, das heisst ohne Stromkabel geht gar nichts. Hinzu kommt, dass das DA220HQL fast fünf Kilogramm wiegt.
Etwas unschön gelöst ist auch die Lautstärkeregelung. Es gibt keine physische Taste dafür. Im Windows-Betrieb mag das noch gehen, unter Android muss man den Regler aber überhaupt erst finden. Er versteckt sich hinter dem sogenannten Acer Ring, unten in der Mitte des Displays, der noch zahlreiche andere Quick-Launch-Optionen bietet. Positiv aufgefallen sind dafür die Lautsprecher. Dank SRS 3D bieten sie einen überraschend guten Ton. Das Acer-Display kann sich also durchaus hören lassen.

Fazit


Asus zeigt mit dem Transformer AIO eindrücklich, was dank Windows 8, Touch-Displays und immer kleineren und stromsparenderen Komponenten heute bereits möglich ist und wie die PC-Zukunft aussehen könnte. Allerdings gibt es in vielen Bereichen noch Verbesserungspotential, angefangen bei Gewicht und Grösse. Das Gerät ist darum momentan eher noch etwas für Early-Adopter, als für die breite Masse. Das Acer-Display DA220HQL ist derweil weder Fisch noch Vogel. Es weiss weder als Touch-Display restlos zu überzeugen, noch ist ein grosser Nutzen des Android-Modus beziehungsweise als Tablet erkennbar. Doch auch Acer zeigt auf, wohin die Reise geht: All in One.

Weitere AIO-Tablet-Hybride

Die Geräte von Acer und Asus sind derzeit noch die einzigen wandelbaren All-in-One-Rechner auf dem Schweizer Markt. Doch die Konkurrenz schläft nicht. Es ist anzunehmen, dass bis im Herbst mindestens vier weitere AIO-Tablet-Hybride erscheinen werden. Angekündigt ist beispielsweise der XPS 18 Mobile All-in-One von Dell (Bild oben). Das Gerät, das man im deutschen Webshop bereits kaufen kann, bietet ein 18,4 Zoll grosses Full-HD-Touch-Display, bringt rund 2,3 Kilogramm auf die Waage und kostet aktuell ab 999 Euro. Bereits erhältlich, allerdings nicht offiziell, ist das Modell Vaio Tap 20 von Sony (Bild Mitte, ab 880 Dollar). Dabei handelt es sich um ein AIO mit 20-Zoll-IPS-Touch-Display, Intel-Core-Prozessoren und einem Gewicht von knapp über 5 Kilogramm. Noch keinen offiziellen Veröffentlichungstermin gibt es für den Ideacentre Horizon von Lenovo (Bild unten). Man findet den Rechner mit einem 27-Zoll-Display und 8,6 Kilogramm bereits im Online-Shop, mit dem Hinweis «in Kürze verfügbar». Zudem hat auch HP einen neuartigen Windows-8-AIO angekündigt, den Envy Rove 20 mit einem 20-Zoll-Display, der Ende Juli erscheinen soll und 1199 Franken kostet. (mv)


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