Wahl des richtigen Cloud-Anbieters
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Wahl des richtigen Cloud-Anbieters

Von Markus Mattmann

Beim Cloud Computing geben Unternehmen ihre Daten und Applikationen in fremde Hände. Entsprechend wichtig ist die Wahl eines geeigneten, vertrauenswürdigen Anbieters.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2013/11

     

Einen Cloud-Service-Anbieter auszuwählen, ist eine wichtige Entscheidung von grosser Bedeurung für jedes Unternehmen. Cloud Computing spielt mittlerweile eine tragende Rolle in verschiedenen Bereichen – von Start-ups über KMU bis hin zu globalen Konzernen – und kann auch bedingen, dem Service-Provider geschäftskritische Daten und Applikationen anzuvertrauen.
Um potentielle Anbieter zu bewerten und sich für den richtigen zu entscheiden, ist es essentiell, eine sorgfältige Prüfung in den folgenden Bereichen durchzuführen:

1. Finanzen


Viele CIOs planen 2014 ihre Budgets mehrheitlich für Cloud-Projekte anstelle von reinen Hardware-Einkäufen auszugeben. Wie die kürzlich erfolgte Auflösung des Cloud-Speicher-Anbieters Nirvanix zeigt, ist es wichtig, die finanzielle Lage eines potentiellen Cloud-Anbieters zu überprüfen; und zwar sowohl in der Vergangenheit als auch gegenwärtig und prospektiv in die Zukunft. Wenn man Daten in fremde Hände gibt, muss der Anbieter aufzeigen, dass er in der Vergangenheit finanziell stabil war und dies auch in Zukunft sein wird.
Es gilt deshalb, nach Anhaltspunkten für finanzielle Stabilität und Wachstum über die Zeit zu suchen. Man sollte beim Anbieter nachfragen, wie es um die finanzielle Perspektive des Unternehmens steht. Ein Datenzentrum zu führen, erfordert laufende grosse Investitionen und zieht substanzielle Personalkosten und operationelle Auslagen mit sich. Ist der Provider in der richtigen Position, um IT- und Business-Ziele langfristig zu unterstützen?

2. Track Record

Kundenempfehlungen sind zwar wichtig, um Anbieter zu bewerten, doch sie sind nicht alles. Man muss die Empfehlungen danach überprüfen, wie gut diese zur tatsächlichen Leistung des Anbieters passen. Sollte etwas nicht stimmig erscheinen, gilt es, vorsichtig zu sein und weitere Nachforschungen anzustellen. Bei Cloud-Services ist der wichtigste Hinweis schon im Namen enthalten. Es ist ein Service, ein Engagement – ein komplexes und umfassendes zudem –, das grosse Auswirkungen auf den Erfolg des Unternehmens haben kann. Die Kernfrage ist also: Kann der Cloud-Anbieter den Track Record eines Unternehmens mit grosser Service-Affinität aufzeigen? Und bürgen seine Kunden auch dafür?

3. Expertise

Eine erfolgreiche Cloud aufzubauen und zu managen, ist wie ein Formel-1-Rennen zu gewinnen. Egal wie gut der Rennfahrer ist, es braucht auch eine fähige Boxencrew auf und neben der Rennstrecke, und zwar während und nach dem Rennen. Übertragen heisst das, dass der Cloud-Anbieter jederzeit Zugang zu technischen Experten bieten muss, nicht nur für den Support, sondern auch um dem Kunden beim Design, beim Aufbau und beim operativen Management der Cloud-Applikation zu helfen.
Unternehmen sollten sich also über die Expertise und den angebotenen Support bei ihrem zukünftigen Cloud-Provider informieren. Wenn man bei der Telefonzentrale anruft: Wird man dann mit jemandem verbunden, der weiss, von was er spricht?

4. Leistungsvertrag

Man sollte sich die historische Betriebszeit der potentiellen Anbieter genau anschauen, ganz besonders, wenn der Erfolg eines Unternehmens stark von der Qualität seiner Web-Präsenz und der Web-Applikationen abhängt. Man muss recherchieren, wie oft Ausfälle vorkommen und wie der Provider mit diesen umgeht.
Zudem sollte man sich Zeit nehmen, die angebotenen Garantien anzusehen, im Speziellen die genauen Service Level Agreements (SLA). Sind diese unverständlich und komplex oder gibt es einfach zu verstehende Zusicherungen? Welche Arten von Mängelbeseitigung und Nachbesserungen werden angeboten?

5. Flexibilität

Des weiteren sollte man versuchen, die Flexibilität der verschiedenen Angebote des potentiellen Cloud-Anbieters einzuschätzen. Werden nur grundlegende Services angeboten oder wird ein breitgefächertes Portfolio von dedizierten Servern und öffentlichen, privaten und hybriden Clouds, die alle von fachkundigem Support-Personal gesichert werden, zur Verfügung gestellt? Wenn die Ansprüche an die Cloud eher bescheiden sind, dann scheint Ersteres vorläufig attraktiver. Es gilt jedoch zu bedenken, dass die Ansprüche wachsen könnten und dieses Konzept die Bedürfnisse dann nicht mehr ausreichend abzudecken vermag. Als grosser Betrieb sollte man eher eine komplexe Cloud-Lösung – zum Beispiel eine hybride Cloud – in Betracht ziehen, welche die Sicherheit einer Private und die Skalierbarkeit einer Public Cloud vereint.

6. Open versus Closed

Eine zentrale Überlegung, wenn man sich für einen Anbieter entscheiden möchte, ist, ob es sich um eine offene oder eine geschlossene Cloud handelt. Eine Cloud, die auf einer Open-Source-Plattform basiert – wie zum Bespiel Openstack – ermöglicht es, die Abhängigkeit von einem einzelnen Anbieter zu vermeiden. Zudem kann man auch die damit einhergehenden Grenzen im Preis, bei den Services und der Innovationsrate umgehen, die eine geschlossene, proprietäre Cloud eines einzelnen Anbieters mit sich bringt. Applikationen können von einem Open-Cloud-Anbieter zum nächsten verschoben oder sogar in einer eigenen Cloud betrieben werden.

7. Kosten

Die Kosten sind ein wichtiger Punkt, verstellen aber eventuell den Blick auf die wichtigen Dinge. Man sollte sich daher zuerst auf die Business-Ziele konzentrieren, die man erreichen möchte und die Anbieter und ihre Preise danach beurteilen, was man dafür anbietet. Eine einfache Preistabelle, welche die Miet- und Storage-Kosten für einen bestimmten Zeitrahmen aufzeigt, vernachlässigt womöglich erfolgsentscheidende Kostenpunkte, wie zum Beispiel Cloud-Migration und -Support.



Markus Mattmann ist Regional Director Continental Europe bei Rackspace International.


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