Samsung Galaxy Gear - Eine teure Spielerei
Quelle: Samsung

Samsung Galaxy Gear - Eine teure Spielerei


Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2013/12

     

Schon seit einer halben Minute hört das Smartphone nicht mehr auf zu klingeln, doch es ist unauffindbar. Hat man das Mobiltelefon in eine der zahlreichen Jackentaschen verschwinden lassen oder ist es aber in einen tiefen Winkel der Reisetasche gerutscht? Eifrig durchforstet man alle möglichen Verstecke, doch kaum hat man das Handy endlich ausfindig gemacht, hat der Anrufer auch schon aufgelegt. Genau diesem Ärgernis soll die erste Smartwatch aus dem Hause Samsung, die Galaxy Gear, Abhilfe schaffen. Verspricht der Hersteller doch, dass dank dem eingebauten Lautsprecher und den beiden integrierten Mikrofonen auch mit der Uhr Anrufe entgegengenommen werden können. Doch wie sagt man so schön: first things first.

Funktionalität nur mit App

Um die Galaxy Gear in Betrieb zu nehmen, muss die Smartwatch erst einmal aufgeladen werden. Hierfür liefert Samsung ein zusätzliches Ladegehäuse mit, da die Uhr selbst über keinen Anschluss für das Ladekabel verfügt. Danach muss die Smartwatch mit einem kompatiblen Gerät verbunden werden. Hier wird der Nutzer derzeit sehr stark eingeschränkt, versteht sich die Uhr doch ausschliesslich mit dem Samsung Galaxy Note 2 und 3 sowie mit dem Galaxy S3 und S4. Um die Galaxy Gear mit dem Smartphone zu koppeln, muss das Ladegerät, in dem zusätzlich ein NFC-Chip verbaut wurde, daran gehalten werden. Wurde die Uhr vom mobilen Endgerät erkannt, muss anschliessend die App Gear Manager, mit der die Einstellungen des Gadgets vorgenommen werden, heruntergeladen werden.

Bluetooth vorausgesetzt

Bereits kurze Zeit nach der Inbetriebnahme der Uhr kristallisiert sich eine der wesentlichen Problematiken der Galaxy Gear heraus. Voraussetzung für deren Funktionalität ist nämlich eine stabile Bluetooth-Verbindung zum Smartphone. Dies nagt zum einen an der Akkuleistung der beiden mobilen Geräte und zum anderen verliert die Smartwatch bei einem Unterbruch der Verbindung ihren Nutzen. Der Träger muss sich folglich zwangsläufig permanent in einem Umkreis von rund zehn Metern vom gekoppelten Smartphone befinden. Denn Telefonate mit der Uhr werden unterbrochen, sobald die Maximalentfernung zwischen Smartphone und Galaxy Gear überschritten wird. Auf dem Smartphone bleibt die Verbindung zum Anrufer jedoch bestehen – so plaudert das Gegenüber munter weiter, bis ihm die Einseitigkeit der Konversation auffällt.
Weiter erweist sich die Gear durch ihre Eigenschaft, wie eine Freisprechanlage zu agieren, für Personen mit einem gewissen Bedürfnis nach Privatsphäre als störend. Denn jeder um einen herum kann das Gespräch mithören. Ein Aspekt, der dagegen positiv zu erwähnen ist, ist, dass die Smartwatch für ein Telefonat nicht an den Mund geführt werden muss. Sind die Umgebungsgeräusche nicht zu laut, kann man den Arm, an dem die Gear hängt, vollkommen entspannt halten.

Texte lesen liegt nicht drin

Ein weiterer Faktor, der bei einem Kauf der intelligenten Uhr berücksichtigt werden sollte, ist die sehr bescheidene Anzahl an optimierten Applikationen. Nur rund 70 Apps können dem Hersteller zufolge aktuell (Stand: Mitte November) im Store heruntergeladen werden. Hinzu kommt, dass die Uhr zum Beispiel bei einer Benachrichtigung von Facebook oder Twitter den Inhalt nicht anzeigt, sondern zum Lesen der Nachricht auf das Smartphone verweist. SMS können zwar tatsächlich auf der Galaxy Gear eingesehen werden, beantwortet werden können die Nachrichten jedoch ausschliesslich über die Sprachbefehlfunktion S Voice.

Kamera für Diskrete

Als Besonderheit kann die Galaxy Gear mit einer eingebauten 1,9-Megapixel-Kamera aufwarten. Diese eignet sich zwar, um relativ diskret Schnappschüsse aufzunehmen, eine hohe Qualität darf jedoch nicht erwartet werden.
Ausserdem braucht es etwas Übung, um die Kamera jeweils korrekt auszurichten, will man seinen Arm nicht total verrenken.
Ebenfalls enttäuschend ist die Mediensteuerungsfunktion der Smartwatch, mit der die Musikabfolge des Smartphones gesteuert werden kann. Ähnlich wie das bereits mit den Kopfhörern möglich ist, kann die Musik über die Uhr leiser oder lauter gestellt sowie vorgespult werden. Der einzige Vorteil gegenüber der Kopfhörersteuerung findet sich in der Funktion, ein Lied zurück springen zu können. Eine Titelübersicht oder das Album Cover werden hingegen nicht angezeigt.

Ganz nett, aber mehr nicht

Im Grossen und Ganzen ist die mit 379 Franken (unverbindliche Preisempfehlung) nicht ganz günstige Smartwatch Galaxy Gear von Samsung zwar eine ganz nette und durchaus funktionstüchtige Spielerei, aber der Mehrwert gegenüber dem Smartphone hält sich in Grenzen, ist die intelligente Uhr doch stark vom mobilen Endgerät und einer stabilen Bluetooth-Verbindung zum Smartphone abhängig. Hinzu kommt, dass die Uhr mit Abmessungen von 36,8x56,6x11,1 Millimetern und einem 1,63 Zoll grossen Display nicht gerade als filigran bezeichnet werden kann. Für einen Mann mag die Smartwatch zwar eine angenehme Grösse aufweisen, an einem Frauenhandgelenk wirkt die Galaxy Gear hingegen sehr klobig und überdimensioniert. Immerhin ist die Uhr mit einem Gewicht von 73,8 Gramm aber relativ leicht.­­­
(af)


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