Editorial

High-Tech für die Katastrophenhilfe


Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2008/15

     

Digitale Technologie wird mehr und mehr zu einem Schlüsselelement für Hilfseinsätze und humanitäre Aktionen. Gute Beispiele für solche Technologien zeigt das «InSTEDD»-Projekt (Innovative Support to Emergencies Diseases and Disasters), an dem derzeit gearbeitet wird.



Die Idee für InSTEDD (www.instedd.org) wurde vor zwei Jahren von Larry Brilliant anlässlich einer Rede an der TED-Conference entwickelt. Wie er erklärte, schwebte ihm ein mächtiges Frühwarnsystem vor, das das Internet und andere Technologien nutzen würde, um im globalen Massstab Ausbrüche von Seuchen, Anzeichen für Hungersnöte, Umweltzerstörungen, Bio-Terror und ähnlichem frühzeitig zu erkennen. Sein Ziel war es, die frühest mögliche Warnung vor Katastrophen aller Art zu haben, um diesen rechtzeitig begegnen zu können.




Brilliant ist kein Nobody. Er hat die Seva Foundation mitbegründet, die geholfen hat, Millionen Asiaten von Blindheit zu heilen. Er hat eine Schlüsselrolle dabei gespielt, in Indien die Pocken auszurotten. Er war dabei, als «The Well» geboren wurde, wahrscheinlich die kultigste Internet-Community. Er hat einige High-Tech-Firmen gegründet, und jetzt ist er Chef von Google.org, Googles philanthropischen Arm, der einige Milliarden Dollar auszugeben hat.



Seit Brilliants Rede wurde die InSTEDD-Idee verfeinert und zu einem Labor für Technologien für Hilfseinsätze verwandelt. CEO ist Eric Rasmussen, ein ehemaliger Kommandant der US-Navy mit breiten Erfahrungen in Katastrophenhilfe. Zusammen mit seinem Team hat er intensive Studien betrieben und mit zahlreichen Menschen gesprochen, die in diesen Gebieten aktiv sind. Dabei, so sagt er, «haben wir herausgefunden, dass sie alle vor den gleichen Herausforderungen standen: Mangel an ortsbezogenen Informationen, verschiedene Sprachen und fehlende Übersetzungsmöglichkeiten, unzuverlässige Kommunikationsmittel, das Aufeinandertreffen verschiedener Kulturen und das Fehlen von wichtigen Daten». Um diese Situation zu verbessern, arbeitet InSTEDD gemeinsam mit Partnern an vielen Technologien. Hier sechs Beispiele:



- Die Kombination von SMS und GPS mit Google Earth. Mitarbeiter im Feld können damit SMS schreiben, die in der Karte angezeigt, gelesen und beantwortet werden können.



- Die Integration von Digicam, GPS und Funkmodul, um Bilder per Satellit auch in Gegenden übertragen zu können, wo es kein Mobilfunknetz gibt.



- Gemeinsam mit der WHO arbeitet In­STEDD an der automatischen Synchronisation von SMS-Daten mit einer Datenbank. Dabei kommt ein Tool von Microsoft zum Einsatz, das die Kommunikation zwischen Handy und Laptop ermöglicht. Hintergrund dabei ist, dass SMS in Gegenden ohne Internetanschluss wie etwa Banda Aceh nach dem Tsunami von 2004 häufig den einzigen Datenübertragungskanal darstellt.



- Ein weiteres Projekt ist GATR, ein Satelliten-Kommunikationsgerät, das einem grossen Strandball ähnelt. Es kann in einem Rucksack getragen und bei Bedarf aufgeblasen werden.



- Ein Arbeitsfeld ist auch die Simultanübersetzung von Instant Messages, die momentan in 17 Sprachen funktioniert. Die Übersetzungsqualität ist zwar nur wenig besser als fürchterlich (derzeit rund 65 bis 68 Prozent). Aber bei IM kann man, wenn die Übersetzung mies ist, sofort zurückfragen. Das System ist bereits im Irak und in Afghanistan im Einsatz.


- Spot Tracker ist ein GPS-basierendes Überwachungsgerät, das alle zehn Minuten einen Ping sendet und Ortsveränderungen an Google Maps überträgt. Jeder Ping ist numeriert: Er liefert nicht nur Daten über die Person, sondern auch über Zeit, Ort und Umstände.




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