Salesforce: Aus SaaS wird PaaS

SaaS-Pionier Salesforce.com verschiebt seinen Fokus von Software als Service hin zur Service-Plattform für selbstgebaute Online-Software.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2008/10

     

Seit einigen Jahren veranstaltet Salesforce.com jeweils im Herbst unter dem Namen Dreamforce ein «global gathering» für Kunden, Partner, Entwickler und Fans der SaaS-Plattform in San Francisco. Mitte Mai hat die Veranstaltung als Dreamforce Europe das erste Mal in London stattgefunden.



Salesforce-Chef Marc Benioff hat in einem 90 Minuten dauernden Keynote-Referat die wichtigsten Neuerungen von Salesforce.com vorgestellt und dabei den Schwerpunkt auf die Verlagerung seiner Software-as-a-Service-CRM-Anwendung hin zu einer vollwertigen, multifunktionalen Anwendungsentwicklungsplattform für jede beliebige Art von Unternehmensapplikationen gelegt – zu einer Platform as a Service (PaaS).




Unter dem Label Force.com steht heute sowohl bestehenden Salesforce-Kunden als auch unabhängigen Software-Anbietern eine umfassende Entwicklungsumgebung für die Bereitstellung von Anwendungen im SaaS-Modell zur Verfügung. Dabei können die Entwickler auf ein grosses Set an Basisfunktionalitäten wie Benutzerverwaltung, Datenbankmanagement, Workflows, Sicherheitskonzepte sowie auf eine bewährte Infrastruktur zurückgreifen, die mittlerweile über 150 Millionen Transaktionen pro Tag verarbeitet.



Der an der Dreamforce vorgestellte Summer08 Release, die
25. Ausgabe von Salesforce.com, beinhaltet daher vor allem viele Features, die sich an die Entwicklergemeinde richten. Zum Beispiel VisualForce, ein Framework, welches nun auch die Benutzer­oberfläche von Salesforce.com beziehungsweise Force.com beliebig gestalten lässt. Eine von den Programmierern sehnlichst erwartete Erweiterung. So lassen sich nun auch Anwendungen entwickeln, die besondere Anforderungen an das GUI stellen, sei dies aufgrund des Endgerätes, auf welchem die Applikation eingesetzt werden soll (wie iPhones, Tablet PCs, UMPCs), oder aufgrund spezieller Usability-Anforderungen. Ein Beispiel für eine entsprechende Anwendung liefert die britische Firma Fairsail, die sich auf Human Capital Management spezialisiert hat. Sie macht für ihre gleichnamige Force.com-Anwendung regen Gebrauch von den neuen Möglichkeiten.



Salesforce.com will sich damit erneut als Anführer einer neuen Bewegung in der Informatik positionieren und kann in der Tat schon einige Erfolgsstories vorweisen. Zum Beispiel hat das weltweit tätige Softwarehaus Coda eine Version ihrer Buchhaltungslösung innerhalb von nur 7 Monaten vollständig auf der Force.com-Plattform neu entwickelt. Gemäss Angaben der Entwicklungsleiterin von Coda habe die Firma mit herkömmlichen Methoden und Werkzeugen für dasselbe Ergebnis 3 Jahre veranschlagt gehabt.



Mittlerweile gibt es bereits mehr als 800 Anwendungen, die auf dem Salesforce-eigenen Online Marktplatz AppExchange angeboten werden. Wobei hier erst ein kleiner Teil sogenannte native Force.com-Applikationen darstellen – Anwendungen, die komplett auf der Plattform vom Salesforce realisiert sind, wie die erwähnten Lösungen von Fairsail und Coda.
Parallel zu Salesforce tummeln sich noch weitere Anbieter auf dem vielversprechenden neuen PaaS-Markt. Neben eher unbekannten Neugründungen wie BungeeLabs, Coghead, LongJump oder Apprenda sind aber auch altbekannte Web-Platzhirsche wie Amazon und Google mit von der Partie. Gerade Google wird mit der erst vor kurzem vorgestellten Google App Engine wahrscheinlich einiges dazu beitragen, dass das Modell auch bei den «jungen Wilden» bald salonfähig wird, nachdem Amazon insbesondere mit seinen Storage Services den Weg schon stark vorgepflastert hat – kaum eine neue Web-2.0-Applikation speichert ihre Daten nicht bei Amazon.


Apropos Google: Es war interessant zu sehen, dass Google an der Dreamforce in London omnipräsent war. Die beiden Unternehmen kooperieren bereits in verschiedenen Bereichen und sind sich wohl im Bezug auf die zukünftige Rolle von solchen Plattformen im Netz auch sonst ziemlich einig. Neben der neuen Integration der Google Apps mit Salesforce.com, wurde auch die schon etwas länger verfügbare Salesforce.com for Google Ad-Words weiter verbessert. Von der Zusammenarbeit von Salesforce.com und Google wird wohl noch öfter zu hören sein, ergänzen sich beide Firmen doch ausgezeichnet.




Artikel kommentieren
Kommentare werden vor der Freischaltung durch die Redaktion geprüft.

Anti-Spam-Frage: Wieviele Fliegen erledigte das tapfere Schneiderlein auf einen Streich?
GOLD SPONSOREN
SPONSOREN & PARTNER