Keep it simple


Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2008/10

     

In allen Lebensbereichen nimmt die Komplexität beständig zu. Kleine Ursachen haben erstaunlich grosse Wirkungen. In der ICT und insbesondere in der Anwendungsentwicklung ist uns dies schon häufig schmerzhaft bewusst geworden. Wer je komplexe Geschäftsprozesse, in denen menschliche Interaktionen eine grosse Rolle spielen, in ICT-Strukturen abgebildet hat, weiss, wovon hier die Rede ist.


Die Lösung liegt im KISS-Prinzip, keep it simple and stupid. In der Informatik ist dieses Prinzip wohlbekannt: Es gilt als eine der Vorraussetzungen der agilen Softwareentwicklung, die Individuen und Interaktionen höher wertet als Prozesse und Tools. Dass hier eine Chance liegt, den Beruf des Informatikers noch attraktiver zu machen, liegt auf der Hand.
In einer Zeit, in der die Differenzierung im Markt nicht mehr über die ICT stattfinden kann, müssen sich die Unternehmen auf die Optimierung und Automatisierung der Geschäftsprozesse konzentrieren. Das bedeutet aber nichts anderes, als dass Informatiker die Probleme der Anwender verstehen müssen. Informatiker müssen also neben einem ausgezeichneten ICT-Know-how ein hohes Mass an Prozessverständnis mitbringen.



Damit werden neben den reinen technischen Fähigkeiten auch kommunikative Fähigkeiten gefordert. Die Informatik wird sich damit Interessenten öffnen, die bisher von der reinen Informatik abgeschreckt wurden. Insbesondere Frauen mit ihrem meistens sehr gut entwickelten Kommunikationsverhalten mögen die Informatik dann attraktiver finden als auch schon.
Kennen Sie die hinreissende Satire «Es wird etwas geschehen» von Heinrich Böll? Der Erzähler wird in Wunsiedels Fabrik angestellt und arbeitet dort fast rund um die Uhr. Zum Schluss stellt er fest, dass er nicht weiss, was Wunsiedels Fabrik eigentlich hergestellt hat. «Es wird wohl Seife gewesen sein», mutmasst er schliesslich.


Warum dieses Beispiel? Informatikern von morgen darf dies nicht passieren. Sie müssen den Geschäftszweck und die Geschäftsprozesse verstehen, um einfache, verständliche und sauber zu handhabende Anwendungen zu produzieren. Damit sichern sie nicht nur die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens, sondern auch ihre eigene Zukunft.



Beat Bütikofer, Mitglied des SwissICT-Vorstandes




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