SQL Server 2008: Neuerungen für Administratoren

Der SQL Server 2008 ist mehr als nur ein Datenbank-server klassischer Prägung, sondern eine Plattform für den effizienten Umgang mit unterschiedlichsten Daten.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2008/15

     

Auch wenn viele der Entwicklungen sich letztlich schon in der Version 2005 abgezeichnet haben, ist der SQL Server 2008 wohl der wichtigste Entwicklungsschritt des Produkts seit langem. Im neuen Release geht es nicht nur um funktionale Erweiterungen, sondern in erheblichem Masse um eine neue, erweiterte Definition des Themas Datenbank – eben als Datenplattform mit Services für das Reporting, die Analyse, die Sicherheit und viele weitere Bereiche.
Diese Neuerungen betreffen sowohl Entwickler als auch Administratoren. Für Entwickler ist das Konzept der Plattform mit dem Entity Data Model als über der eigentlichen SQL Server-Plattform liegender, logischer Ebene von besonderem Interesse. Für Administratoren geht es dagegen mehr um Sicherheitsfunk­tionen, die grössere Flexibilität beim Management und generell um den Umgang mit immer grösseren Mengen sowie unterschiedlichen Arten von Informationen.


Erste Verbesserung: Die Installation

Schon beim Start der Installation wird deutlich, dass Microsoft einiges getan hat. Nach der Einrichtung eventuell erforderlicher zusätzlicher Komponenten, wie dem Microsoft .NET Framework oder von Patches wird das SQL-Server-Installationscenter geladen, das neben der eigentlichen Installation auch Planungs- und Wartungsfunktionen bereitstellt. Bei der Installation werden nun auch direkt Cluster-Installationen unterstützt. Zudem ist der Prozess insgesamt klarer strukturiert. Die Einrichtung dauert zwar, je nach gewählten Teilfunktionen, einige Zeit, funktionierte aber im Test völlig reibungslos.



Nach der Einrichtung stehen im Startmenü neu auch deutlich mehr Funktionen zur Verfügung, weil es eben unter anderem die neuen Integration Services gibt, mit denen sich Schnittstellen zu anderen Datenquellen einfacher konfigurieren lassen.
Das Microsoft SQL Server Management Studio als zentrale Verwaltungsschnittstelle erscheint dagegen in gewohnter Optik, natürlich aber mit allen den neuen Funktionen des Microsoft SQL Server 2008. Wer aber schon bisher mit dem Microsoft SQL Server gearbeitet hat, wird sich auch hier bestimmt schnell zurechtfinden.


Mehr Schutz für Informationen

In der langen Liste der Neuerungen finden sich einige interessante Erweiterungen im Bereich des Schutzes von Informationen. Microsoft rea­giert damit auf die wachsenden Anforderungen in diesem Bereich aufgrund von Compliance-Anforderungen, aber sicher auch auf den Druck der Konkurrenz – Oracle beispielsweise ist mit seinen spezifischen Lösungen für die Database Security aktuell sehr aktiv am Markt.


Mit der transparenten Datenverschlüsselung von Datenbanken, Daten- und Log-Dateien kön­nen mit dem SQL Server Ausgabe 2008 viele Sicherheitsanforderungen neu besser erfüllt werden. Dabei sind insbesondere keine Anpassungen an der Anwendung erforderlich, da die Verschlüsselung eben transparent für diese arbeitet. Gleichzeitig werden aber nicht berechtigte Sicherungen und andere Zugriffe auf die Daten unterbunden.



Deutlich verbessert wurden auch die Funk­tionen im Bereich des Managements von Schlüs­seln, die für den Umgang mit Daten benötigt werden. Neu werden auch Schnittstellen zu Anwendungen für das Schlüsselmanagement von Drittanbietern bereitgestellt. Das ist eine der Anforderungen, die in immer mehr Unternehmen gestellt werden, um das ohnehin komplexe Schlüsselmanagement zentral und effizient durchführen zu können.


Am wichtigsten im Bereich des Schutzes von Informationen dürften aber die neuen Auditing-Funktionen sein, mit denen die Aktivität auf Daten zentral überwacht werden kann. So können unter anderem die Spezifikationen für das Auditing als Teil der Datenbankkonfiguration erstellt und mit den Datenbanken verteilt werden. Damit kann man sehr genau steuern, welche Ereignisse bei welchen Datenbanken und auf welcher Systemebene beobachtet werden sollen. Durch die Scripting-Schnittstellen lassen sich die Auditing-Einstellungen so konfigurieren, dass man die Überwachungsanforderungen mit einem Minimum an Datenvolumen erfüllen kann.


Höhere Verfügbarkeit und mehr Kontrolle über die Performance

Ein zweiter wichtiger Bereich der Änderungen in SQL Server 2008 betrifft die Verfügbarkeit von Systemen. Hier sind vor allem zwei Neuerungen hervorzuheben: Zum einen wurde das Verhalten des Systems bei gespiegelten Datenbanken deutlich verbessert. So können viele Datenfehler automatisch behoben werden. Zum anderen gibt es nun die Möglichkeit, CPUs und nicht mehr nur Speicher, dynamisch hinzuzufügen, was vor allem im Highend-Bereich eine wichtige Funktionalität ist.


Bei den Aktualisierungen im Bereich der Performance gibt es einige, die auch die Softwareentwickler betreffen. Das gilt vor allem für das «Plan Freezing», also die Möglichkeit, Abfragepläne in einen stabilen Zustand zu versetzen und damit einige der Probleme, die es im ersten Release des SQL Server 2005 mit dem Abfrageverhalten gab, zu vermeiden.
Die für die meisten Anwender wichtigste Änderung dürfte aber der Resource Governor sein. Mit ihm lassen sich Limits für die Ressourcennutzung ebenso wie Prioritäten für unterschiedliche Anforderungen konfigurieren, um die korrekte und zuverlässige Ausführung paralleler Tasks sicherzustellen.



Verbesserungen gibt es aber auch im Umgang mit Ereignissen, dem Sammeln von Performance-Daten und der verbesserten Komprimierung von Nutzdaten und Backups.


Richtlinien für das Management

Der wohl wichtigste Bereich beim SQL Server 2008 sind aber die neuen Richtlinien, mit denen sich Vorgaben für die Nutzung des Systems erstellen lassen. Damit können beispielsweise Änderungen kontrolliert und nicht zugelassene Anpassungen verhindert, administrative Prozesse vereinfacht und die Einhaltung von Compliance-Richtlinien sichergestellt werden. Mit ihnen lassen sich auch mehrere Instanzen des SQL Server 2008 gemeinsam verwalten.

Die Basis bilden die sogenannten Facets als konfigurierbare Elemente, für die Richtlinien definiert werden können. Auf diese Facets wird in Bedingungen Bezug genommen, die sich wiederum zu Richtlinien zusammenfassen lassen. Diese können wiederum in bestimmten Situationen über DDL-Trigger, nach Änderungen oder zeitgesteuert ausgeführt werden.
Mit dem Richtlinien-basierenden Management liefert Microsoft mit dem SQL Server 2008 ein sehr mächtiges Werkzeug, das allerdings auch einiges an Einarbeitungsaufwand und eine saubere Konzeption erfordert, um den gewünschten Nutzen erzielen zu können.


Eine einheitliche Synchronisationsplattform

Eine weitere Herausforderung, die von Microsoft adressiert wurde, ist die Unterstützung der Synchronisation mit Systemen, die nur gelegentlich verbunden sind, also insbesondere mit mobilen Endgeräten. Der SQL Server 2008 liefert hierfür eine einheitliche Synchronisa­tionsplattform. Diese Erweiterungen sind zwar vor allem für Entwickler ausgelegt, spielen aber natürlich auch bei der Administration eine Rolle, weil die Herausforderungen im Umgang mit solchen Geräten deutlich reduziert werden.


Wesentliche Erweiterungen finden sich im SQL Server 2008, aber auch bei den SQL Server Integration Services (SSIS). Hier wurde die Skalierbarkeit und Performance deutlich verbessert, unter anderem durch persistente Look-ups, mit denen weniger Abfragen erforderlich werden.



Zusammen mit Erweiterungen wie dem Ressourcen-Monitor, für die Überwachung der Ressourcennutzung im laufenden Betrieb, kann man mit diesen Änderungen wesentlich einfacher als bisher eine hohe Performance des Systems auch bei komplexen Lastanforderungen erreichen.


Dem Ziel einen grossen Schritt näher

In der Summe bietet der Microsoft SQL Server 2008 eine beachtliche Zahl von Verbesserungen, gerade auch für Administratoren. Davon profitieren vor allem die Anwender, die für komplexe SQL-Server-Umgebungen verantwortlich sind. Die Richtlinien aber werden sich mit Sicherheit schnell zu einem der Werkzeuge entwickeln, die von den meisten Administratoren genutzt werden. Darüber hinaus ist Microsoft seinem Ziel einer Daten-Plattform für unterschiedlichste Anwendungsbereiche mit dem SQL Server 2008 einen wesentlichen Schritt nähergekommen. Denn auch die Kernfunktionen lassen sich besser als bisher nutzen – und mit den verschiedenen Editionen gibt es auch ausreichend Auswahl für jeden Einsatzbereich.




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