Höhere Berufsbildung - Informatikerin / Informatiker mit eidg. Fachausweis

Der eidg. Fachausweis für Informatiker gehört zu den erfolgreichsten Prüfungen im Bereich der höheren Berufsbildung. Zwar sind die Zahlen – wie in der Informatikbildung generell – in letzter Zeit rückläufig, doch es melden sich jedes Jahr über 400 Kandidaten an die Schlussprüfungen an. Beim eidg. Fachausweis und dem eidg. Diplom handelt es sich um ein Prüfungssystem, das auf Praktiker zugeschnitten ist und ursprünglich auf Vorstellungen aufbaut, die auf das traditionelle Handwerk zurückgehen.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2008/18

     

Die gesetzlichen Grundlagen für eidg. Fachausweise generell wurden 1963 geschaffen. Mit der Berufsprüfung wollte man feststellen, ob jemand „die erforderlichen beruflichen Fähigkeiten und Kenntnisse besitzt, um die Stellung eines Vorgesetzten zu bekleiden oder eine berufliche Funktion zu erfüllen, die wesentlich höhere Anforderungen stellt als die Berufslehre.“ Bei den Informatikern entstand das erste Reglement für den Fachausweis 1981; im Laufe von mittlerweile mehr als 25 Jahren kletterten die Absolventenzahlen von anfänglich ca. 100 auf ein Allzeithoch 2004 mit fast 1‘000 Anmeldungen. Seit 2004 liegt die Zuständigkeit für die Prüfung bei I-CH – Informatik Berufsbildung Schweiz AG
(www.i-ch.ch). I-CH ist vollständig in den grössten schweizerischen Berufsfachverband der ICT integriert: SwissICT (www.swissict.ch).


Vorbereitend auf die Abschlussprüfungen 2009 kommt es zu einer Anpassung der Prüfungsordnung, die den Zugang zum eidg. Fachausweis vereinfacht, bei gleich bleibenden Anforderungen. Zu diesem Zweck wurde die Zahl der Modulabschlüsse, die als Zulassungsbedingung für die Abschlussprüfung vorhanden sein müssen, von elf (à je 1 Stunde) auf zwei (à je 3 Stunden) reduziert. Die Modulabschlüsse können wie bisher bei I-CH gemacht werden; es gibt zudem schulische Anbieter (IFA, AKAD Business), welche die Modulabschlüsse in ihre Ausbildung integrieren. I-CH anerkennt diese Modulabschlüsse als gleichwertig. Ausserdem wird die Anzahl angebotener Fachrichtungen im Fachausweis von bisher fünf auf zwei reduziert. Im Angebot sind die beiden Fachrichtungen «Development» und «Services».





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Berufsfeldbezug und Fachrichtungen

Wer Informatikerin/Informatiker mit eidg. Fachausweis werden will, muss sich über vertiefte berufsfeldbezogene Kompetenzen ausweisen. Je nach Fachrichtung kommen Kompetenzen dazu, welche zum spezifischen Einsatz in der Fachrichtung gehören. In der Fachrichtung «Development» geht es dabei vorwiegend um die Analyse und den Entwurf von Applikationen, bei den «Services» steht die kundenbezogene Problemlösung rund um Services im Mittelpunkt.


Zulassungsbedingungen

Zugelassen zu den Abschlussprüfungen wird, wer neben den geforderten 2 Modulabschlüssen bzw. Gleichwertigkeitsbescheinigungen über den erforderlichen Mix aus Vorbildung und Berufspraxis in der Informatik verfügt:


- EFZ Informatik und mindestens zwei Jahre Berufspraxis in der Informatik

- sonstiges EFZ oder höhere schulische Allgemeinbildung und mindestens vier Jahre Berufspraxis in der Informatik

- mindestens sechs Jahre Berufspraxis in der
nformatik


Abschlussprüfung

Die Abschlussprüfung für den eidg. Fachausweis wird ab 2009 einmal jährlich im Mai durchgeführt. Sie besteht aus einem berufsfeldbezogenen Teil, der drei Stunden dauert und einem Fachrichtungsteil (sechs Stunden). Die Prüfungen werden auf zwei Tage verteilt. Die Abschlussprüfung ist bestanden, wenn in der Gesamtnote mindestens die Note 4.0 erreicht und der Fachrichtungsteil mindestens mit der Note 4 bestanden wird. Bewertet werden die Prüfungen durch Mitglieder der Qualitätssicherungskommission, welche die Prüfungsaufgaben entwickelt und getestet hat. Wer die Abschlussprüfung bestanden hat, erhält auf Antrag der Qualitätssicherungskommission den vom Bundesamt für Berufsbildung und Technologie BBT ausgestellten eidgenössischen Fachausweis und wird in ein vom BBT geführtes Register eingetragen. Wer die Abschlussprüfung nicht bestanden hat, kann sie bis zu zweimal wiederholen.



Wer als Quereinsteiger die Informatik als Beruf gewählt hat und über die nötigen Kompetenzen und genügend Erfahrung verfügt, für den ist der Weg zum Informatiker mit eidg. Fachausweis eine gute, sichere und in jeder Hinsicht bewältigbare Investition. Das gilt gleichermassen auch für Informatiker, welche ihre Informatik-Berufslehre erfolgreich abgeschlossen haben und die «Direttissima» wählen. Sie zeigt sowohl den Absolvierenden, wo sie stehen als auch (potenziellen) Arbeitgebern, was sie erwarten dürfen. Der eidg. Fachausweis sollte dann in Angriff genommen werden, wenn Know-how und Umfeld stimmen. Für genügend Flexibilität sorgen Ausbilder und Qualifikationsverfahren.



Das Zitat in diesem Artikel stammt aus bbaktuell: http://www.bbaktuell.ch/pdf/bba1459.pdf


Der Autor

Dr. Ugo Merkli ist Geschäftsführer von I-CH Informatik Berufsbildung Schweiz AG.




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